Wir sind ja als alte Quatschtanten und -onkeln bekannt, die letzten Tage waren wir hier stummer als gewohnt.
Der Grund: Überforderung. Ganz ehrlich Leute, was passiert gerade auf unserer Welt? Wie umgehen mit dieser permanenten Unsicherheit? Wie leben, in einer Welt voller Angst und Hass? Wie tun mit Ausgrenzung, diesem ständigen Schwarz-Weiß-Denken, wo alles wonach wir uns sehnen, doch mit Verbindung, Miteinander, Neugier auf das Anders-Sein und möglichst vielen unterschiedlichen Farben und Facetten zu tun hat? Und wie kommunizieren zu unseren Kuchen, Oma, Opas, unserem Generationenmiteinander und auch dem Schlamassel in das diese Corona Geschichte und der erneute Lockdown auch uns als kleines Social Business weiterhin bringt? Kann man jetzt einfach so weiter tun? Ist das angesichts der Geschehnisse nicht pietätlos?
Gestern vormittag haben wir uns zum wöchentlichen Corona-Check-In mit allen aus dem Team getroffen. Während des ersten Lockdowns schon haben uns die regelmäßigen Gespräche geholfen, nicht die Nerven zu verlieren und weiterzumachen. So auch gestern.
Als Zweifel aufkamen, ob wir denn all unsere Pläne (für die nächsten Monate), all das was wir uns in mühevollster Arbeit als digitalen Ausweg und zweites Standbein für unsere Vollpension erarbeitet haben, jetzt weiter durchziehen können, da tat unser geschätzter seniorer Bäckerkollege, Herr Johannes, etwas, was er in den letzten vier Jahren Mitarbeit in der Vollpension noch nie getan hat:
Er unterbrach die Chefinnen in ihren Zweifels-gebeutelten Monologen mit einem Nachdruck, der seinesgleichen sucht: “Entschuldigt bitte, aber so geht das nicht. Wenn ich darf, muss ich dazu jetzt wirklich etwas sagen!”
Wer unseren Hrn. Johannes kennt, weiß, dass er ein sehr zurückhaltender und unglaublich höflicher Mensch ist. Andere zu unterbrechen ist eigentlich nicht sein Ding, die ChefInnen schon gar nicht.
Johannes weiter… Das sei doch genau das, was solche Terroristen wollen: die Gesellschaft spalten, Angst verbreiten, für negative Stimmung sorgen und unsere bunte Welt zum Stillstand bringen. Es könne doch nicht sein, dass wir uns jetzt von so etwas klein machen lassen. Die Vollpension stünde doch für Miteinander, für die zuckersüßen Gelüste des Lebens, für die Vielfalt und das Einladen von Diversität, von Alt und Jung, aber ebenso von unterschiedlichen Kulturen, Religionen, sexueller Orientierung und weiß der Himmel welche Schubladen uns Menschen sonst noch so einfallen. Wir öffnen sie gerne alle und schauen ganz neugierig rein. Das war ein schreckliches Verbrechen und es passieren gerade furchtbare Dinge rund um die Welt. Aber wir dürften jetzt doch auf keinen Fall nachgeben, vielmehr sei unsere Pflicht gerade jetzt die Welt und die Menschen aus Wien mit süßen Köstlichkeiten zu versorgen, ihnen beizubringen, wenn sie denn wissbegierig seien, wie sie im Lockdown jetzt, selbst für sich zuhause die besten Süßigkeiten zaubern können um so diese Zeit ein bisschen erträglicher zu machen.
Da waren sie still, die ChefInnen, und alle anderen auch. Wie recht er doch hat, unser Herr Johannes!
Jetzt erst recht. Wir werden weiterhin unser bestes geben euch das Leben zu versüßen, wir werden weiterhin für eine offene, bunte Gesellschaft einstehen, wir werden weiterhin Alt und Jung und alle dazwischen in unserem wunderschönen Wien ein Stückerl näher zusammenbringen. Wir werden neugierig bleiben auf das “Andere”, wir werden uns laufend neue Ideen einfallen lassen und mit unserer Kreativität und den besten Intentionen fürs Miteinander diese Krise stemmen. Wir werden nicht der Angst nachgeben und uns zurückziehen, sondern wir werden Liebe in die Welt tragen, in Form von Kuchen, von Nachrichten an euch, von Gesprächen in unseren Generationencafés sobald Corona das wieder zulässt und bis dahin und darüber hinaus online in unseren Backademie miteinander kommunizieren und unser Wissen rund ums Leben und die wunderbare Mehlspeiskunst mit euch teilen.
Wie werden Corona trotzen und mit wir meinen wir jetzt nicht nur uns als Vollpension, sondern WIR alle. Du und du und du und du! Ok?
Wir werden der ganzen Welt zeigen, wie Wien zusammenhält und diese dunkle Zeit mit einer Flut an Mitgefühl, Aufeinander Schauen, Füreinander Da Sein, Miteinander und einem Ganz-Nah-Zusammenrutschen trotz physischem Abstand, der jetzt für eine Zeit halt einfach notwendig ist, überwinden.
Universum sei Dank ist niemandem aus unserem Umfeld bei diesem schrecklichen Vorfall, der unser heißgeliebtes Wien am Montag Abend erschüttert hat körperlich etwas zugestoßen. Mit tiefstem Mitgefühl und offenen Herzen sind wir bei denen die nicht dieses Glück hatten und geliebte Menschen durch dieses schreckliche Verbrechen verlieren mussten. Mit den allerwärmsten Gedanken schicken wir alles an positiven Kräften an diejenigen, die verletzt worden sind und um das eigene Leben kämpfen und wünschen Gesundheit und Erholung. Unser allergrößter Dank gilt denen, die so mutig geholfen haben, teils ihr eigenes Leben riskiert haben und wir sind stolz auf unser schönes Wien und die Welle an Hilfsbereitschaft und Solidarität, die sich an diesem Montag Abend und auch jetzt gerade zeigt.
Lasst uns Hrn. Johannes´deutliche Wort zu Herzen nehmen: jetzt erst recht! Wir halten zusammen und bringen Positives in diese Welt. Jede*r von uns kann, und auch wenn´s noch so kleine Gesten sind, täglich einen Beitrag leisten, diese unsere Welt lebenswert, menschlich, herzliche und liebevoll zu gestalten.