Wenn Kathrin Rauscher über ihr Leben und Tun spricht, dann merkt man schnell – sie ist eine Frau mit einer ausgeprägten sozialen Ader. Begonnen hat sie als Krankenschwester, hat dann beim Heurigen ihres Bruders ausgeholfen und ist nun seit drei Jahren Back-Oma in der Vollpension. Dabei geht es für sie in der Vollpension um weit mehr als ums Backen. Sie hat hier eine zweite Familie gefunden, wie sie betont.
In Kathrins Stimme schwingt Glückseligkeit und Begeisterung mit, wenn sie berichtet, dass die Omas und Opas endlich wieder backen können. Nach dem Lockdown dürfen sie und ihre Kolleg*innen – unter strengen Vorkehrungen – wieder arbeiten. Der Schutz der Omas und Opas steht dabei an erster Stelle, wie Kathrin betont. „Die Vollpension denkt sehr an ihre älteren Angestellten und die Verantwortlichen fragen sich, wie sie den Omas helfen können. Es gibt ja viele, die einsam sind und wenig Pension haben – für mich ist es ganz etwas Besonderes, dort mitzuarbeiten“, erzählt sie von den vergangenen Monaten und dem Engagement des ganzes Teams. WhatsApp-Gruppen, Videokonferenzen und Einkaufs-Buddys – in der Vollpension war trotz Schließung immer was los, erzählt sie lachend. „Durch die Vollpension lernen wir so viel.“ Ob Interviews geben oder Videos drehen – Kathrin ist auch in diesen fordernden Wochen nicht langweilig geworden, wie sie berichtet.
„Man gewöhnt sich ja an den Zustand, dass das Corona-Virus unter uns weilt“
Als frühere Krankenschwester haben Kathrin in den vergangenen Monaten auch Gedanken an ihre Kolleg*innen beschäftigt. „Ich hab mich sehr eingefühlt in die Situation des Pflegepersonals und mich gefragt: Wie würdest du reagieren? Unter welchen Voraussetzungen die arbeiten müssen, das kann man sich nicht vorstellen.“ Die wachsende Anerkennung für das medizinische und das Pflegepersonal begrüßt sie dabei besonders und schließt ernst ab: „Sie sollten ja nicht in Vergessenheit geraten.“
„Viele Sachen muss man sich ansehen, abwarten, nicht gleich ein Urteil abgeben und schauen, wie es wird“
In der Pension die Füße hochzulegen, kam für Kathrin nicht in Frage. Doch bis es sie in die Vollpension in der Schleifmühlgasse geführt hat, war es ein langer Weg. Nach dem Tod ihrer Mutter hat auch ihr Bruder den Familien-Heurigen, in dem Kathrin ihre Back-Leidenschaft ausgelebt hat, geschlossen. Das war für sie die Zeit des Umbruchs und der Frage: „Und jetzt? Was mach ich jetzt? Was für Möglichkeiten habe ich?“ Durch ihre Nichte wurde sie auf die Vollpension aufmerksam und war voller Tatendrang, sich zu bewerben, wie sie erzählt. Doch das Schicksal hatte noch einige Herausforderungen für sie parat, bis sie als offizielle Back-Oma den Kochlöffel schwingen konnte.
„Die Vollpension ist für mich in jeder Hinsicht eine Bereicherung – ich liebe sie einfach“
Bei einem Radunfall bricht Kathrin sich das Schienbein und immer wieder neu auftretende Komplikationen haben den Prozess ihrer Bewerbung in der Vollpension verzögert. Als sie dann den Freibrief ihres Arztes bekommen hat, „da war mein erster Griff zum Telefon“, erzählt sie und muss bei der Erinnerung lachen. Schmunzeln muss sie auch, als sie sich erinnert, wie aufgeregt sie vor dem Bewerbungsgespräch war. Seit November 2017 ist sie fixer Bestandteil der Vollpension. Auch in der Zeit nach dem Unfall hat sie nie den Mut und ihren Frohsinn verloren. „Wenn ich eines aus meinem früheren Beruf gelernt habe, dann dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Ich habe viele Patientinnen gepflegt, bei denen wir wussten, dass sie das Krankenhaus nicht lebend verlassen werden, aber sie haben trotzdem Hoffnung gehabt, es doch zu schaffen. Ich hatte viele ältere Patient*innen, von denen ich etwas lernen konnte.“ Sie selbst hat auch weitergekämpft, als sich die Heilung immer wieder verzögert hat, und betont, dass sie immer versucht hat, das Positive zu sehen, und sich vorgesagt hat: „Du schaffst das – es wird besser“. Ihr Durchhaltevermögen wurde schließlich belohnt.
„Es gehört viel Liebe dazu, man muss das gern machen – die Vollpension ist für mich wie eine große Familie“
Besonders das herzliche und offene Miteinander weiß Kathrin in der Vollpension zu schätzen, wie sie berichtet. Auch Freundschaften hat sie hier bereits gefunden. Ihr Kollegin Margit und sie sind zu einer festen Einheit verschmolzen, erzählt sie amüsiert. „Komm ich einmal allein, wird schon von den Kolleg*innen gefragt: Und wo ist der Zwilling?‘ Wir sind bekannt dafür, dass wir meistens zu zweit auftreten.“ Spricht Kathrin über die Vollpension, hört man ehrliche Freude und Begeisterung heraus. Dabei beschönigt sie gar nicht, dass die Dienste auch ganz schön fordernd sein können. Fünf Stunden auf den Beinen, Kuchen backen, sich mit Kolleg*innen abstimmen, Kund*innen bedienen und mit ihnen plaudern – das alles ist auch anstrengend, wie sie betont. „Das ist kein Spaziergang, ich sehe das aber positiv – es hält fit. Man wird gefordert und das ist in unserem Alter sehr wichtig.“ So kommt es auch vor, dass Kathrin, wenn sie nach einem Dienst nach Hause fährt, zu sich sagt „Schön war’s heute wieder! Es ist gut, dass du dort bist“, um sich dann auf den nächsten Dienst zu freuen. Keine Überraschung also, wenn Kathrin betont, dass sie hofft, noch ganz lange ein aktiver Teil der Vollpension zu sein.
Wer einmal „Hallo“ sagen möchte, sollte am Wochenende vorbeischauen, denn Frühaufsteherin Kathrin ist meistens dann in der Vollpension. Insidertipp: Ihre Bananenschnitten und veganen Brownies sind köstlich und nicht nur beim Team heiß begehrt.
Jetzt gibt es noch ihr beliebtes Rumtopf Rezept mit Stroh Rum.
“Wer einen Rumtopf ansetzen will, der braucht viel Zeit und Geduld. Die „ Arbeit“ dauert von Mai bis November. Der Rumtopf kann mit saisonalen Früchten ganz nach Belieben gefüllt werden. Die Mischung Ihrer Rumtopffrüchte bestimmen Sie selbst. Bei mir kommen Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche und Zwetschgen, Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Marillen, Äpfel, Birnen, Ananas rein. Ein besonderes Aroma geben frische grüne Walnüsse, Kiwischeiben , Mango oder frische Feigen.“